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Die Osnabrücker City-Tour – eine nachhaltige Gemeinschaftsfahrt

 - 80 Paddler und 4 Autos -                                                                            (Text: Martin Volpers)

Entstehung: Zum vierten Mal fand in diesem Jahr die Osnabrücker City-Tour statt. Sie ist hervorgegangen aus einer Fahrt, die im Vorfeld der Osnabrücker Hase-Rallye stattfand, die insgesamt sechzehn Mal auf der Hase, einem Stück des Mittellandkanals und dem Zweigkanal als Rundfahrt durchgeführt wurde. Der attraktive Oberlauf der Hase mit einigen zu überwindenden Schwällen und Wehren sowie der besonders reizvollen Durchfahrt des Innenstadtbereiches hatte in den letzten Jahren öfters zur Frage geführt, ob man denn die „Rallye“ nicht weglassen und stattdessen nur die „Vorfahrt“ als Gemeinschaftsfahrt absolvieren könnte. 

Gedacht, getan. Es wurde geplant, die Tour auf der Hase zu einer nachhaltigen, umweltschonenden und damit außergewöhnlichen Veranstaltung zu machen. 

Logistik: Wenn einem keine Rundfahrt zur Verfügung steht, wird eine Kanutour leicht zu einem Motorsport-Event mit viel Autoverkehr und mehr absolvierten Straßen- als Flusskilometern. Daher wurde seit 2018 für die erste „Osnabrücker City-Tour“ als einziger Treffpunkt sowie als Start und Ziel der Gemeinschaftsfahrt, das Bootshaus des Wassersportvereins Osnabrück auserkoren. Die Boote der Vereinsmitglieder und der mitpaddelnden direkten Nachbarvereine sowie der bereits am Freitag angereisten Gäste sollen nach Möglichkeit nur mit einem Auto und einem vollbeladenen Bootsanhänger zum Start vorgebracht werden. Dort können sie bis zum nächsten Morgen auf einem Reiterhof mit nicht einsehbarem, sicherem Liegeplatz und einem Lager für Paddel und anderes Equipment in einem nicht genutzten Pferdestall lagern. 

Am Samstagmorgen treffen sich dann alle Teilnehmer beim WSV, wo die restlichen Boote und das Material auf wenige Autos und Bootsanhänger verladen werden. Auf diese Weise lassen sich alle Boote transportieren. Vorzugsweise handelt es sich um nicht allzu lange, robuste Kunststoffboote,  obwohl auch der ein oder andere Zweier oder sogar Canadier mit von der Partie ist. Für die Paddler selbst steht ein gecharterter Gelenkbus zur Verfügung, mit dem alle Paddler zum Startpunkt gefahren werden. Es ist schon ein imposanter Anblick, wenn der lange Bus aufs Gelände fährt und durch geschicktes Manövrieren auf dem engen Parkplatz gewendet und in Fahrtrichtung ausgerichtet wird. Währenddessen werden die Boote der Gäste umgeladen, so dass tatsächlich niemand zurück bleiben muss und auch jeder seinen fahrbaren, sprich paddelbaren Untersatz mitbekommt. Eine halbe Stunde später werden die Boote auf dem Reiterhof abgeladen, Paddel, Schwimmwesten und Kentersäcke sortiert und verstaut und es kann losgehen. 

Natur: Die ersten Kilometer sind geprägt von einer offenen Wiesen- und Gehölzlandschaft vor den Toren Osnabrücks. Nur wenige Häuser oder Wege sind zu sehen – dafür aber ein Weißstorchnest in der Haseaue, auf dem manches Mal schon der erste Storch steht. Die Wehre und künstlichen Steinschwälle, eine flache Furt sowie eine kürzlich gestaltete Renaturierungsstrecke mit Kiesschüttungen und im Wasser liegenden Leithölzern, die am Ufer befestigt der Hase den ein oder anderen Schwung mitgeben, damit sie sich ihr abwechslungsreich mäandrierendes Bachbett zurückerobert, sind bei gutem Wasserstand im Winter und Frühjahr gut zu bewältigen. Mit etwas Glück kann man auf diesem Stück auch Eisvögel oder Gebirgsstelzen entdecken. Sobald man die Bahnlinie im Vorfeld des Güterbahnhofs unter einer Brücke unterquert hat, teilt sich der Fluss in zwei Strecken. Entweder fährt man schnurgerade neben den Bahngleisen her – wobei es auch hier Untiefen in Form von Sandbänken geben kann – oder man hält sich rechts und gelangt unter einer weiteren Eisenbahnbrücke zur Klöckner Hase, die erst seit wenigen Jahren wieder hergerichtet ist. Dieser Arm soll eigentlich das meiste Wasser abbekommen, durch Hochwässer und menschliche Eingriffe ist der Steinriegel, der dies bewerkstelligen soll, jedoch schon recht lückig geworden. 

City: Eine Besonderheit an dieser Stelle ist auch der Haseuferweg, ein Fuß- und Radweg, der einmal die gesamte Hase auf ihrem Lauf durch die Stadt Osnabrück und darüber hinaus begleiten soll. Wegen der niedrigen Eisenbahnbrücke liegt er zum Teil unterhalb des Wasserspiegels in einer dichten Wanne. Bei besonders starkem Hochwasser wird er jedoch überflutet und dann durch eine Ampelanlage gesperrt. Der folgende Abschnitt der Hase, der durch den Hasepark führt, mutet manchmal recht abenteuerlich an. Einerseits ist der Bach hier schmal, andererseits wachsen von rechts und links immer wieder Büsche, besonders Brombeeren, in den Bachlauf ein. Auch der ein oder andere Baum fällt hier bei Herbststürmen um, so dass der Weg vorher freigeschnitten werden muss. Nach gut eineinhalb Kilometern stoßen beide Arme wieder aufeinander, wobei der gerade, kürzere Lauf der Hase den Höhenunterschied durch ein Halbmeter hohes Wehr, das aber gut zu überwinden ist, wettmacht.

Nach der Passage des Bahnhofsviertels mit den üblichen Begleiterscheinungen, wie Müll am Ufer, Flaschen und anderer Unrat im Gewässer und dem ein oder anderen Nachtlager unter einer Brücke, gelangt man in den Kern der Osnabrücker City. Am ersten Wehr erleichtert ein Fischborstenpass die Passage. Da dieser aus Platzgründen allerdings als Kurve angelegt werden musste, gerät man oft gegen den linken Rand der Betonrinne und muss sich hier abstoßen.(9) Auch kann am Auslauf, der vorher nicht einsehbar ist, schon einmal ein nicht erwartetes Hindernis auftauchen. Dank des vorherigen Abfahrens der gesamten Strecke durch die Organisatoren kann dies aber vermieden werden. Im weiteren Verlauf wurde die Hase etwas renaturiert, so dass sich der Lauf unter dem hier aufgeständerten Haseuferweg mit etwas höherer Fließgeschwindigkeit entlangschlängelt. Nach weiteren Brückendurchfahrten unter dem Neumarkt, dem zentralen Punkt der Innenstadt, die teilweise recht lang und dementsprechend dunkel sind, gelangt man mit interessanten Anblicken auf das Stadtbild Osnabrücks vorbei zum nächsten Wehr.

Highlight der City-Tour: Das Wehr an der Pernickelmühle ist nicht zu befahren und auch nur mühsam zu umtragen – dennoch ein Highlight der Tour. Nachdem die Boote am rechten Ufer aus dem Wasser gehoben werden müssen, wobei immer viele Hände mit anpacken, wird das Mühlenwehr zu Fuß überquert. Nach einer Rast mit Kaffee und Keksen  müssen die Boote und die Paddler über Leitern zu Wasser gelassen werden. Nach zahlreichen Booten, die an zwei Gurten abgeseilt werden müssen, weiß man ein leichtes Boot besonders zu schätzen! Mit entsprechender Hilfestellung und gutem Zureden schaffen es auch nicht schwindelfreie Personen, die drei Meter hohe Mauer hinabzusteigen. 

Hafenviertel: Weiter geht die Fahrt mit interessanten Perspektiven auf die Hinterhöfe und kleinen Gärten, vorbei an Gewerbebetrieben und parallel zum Haseuferweg zur nächsten Umtragestelle. Normalerweise müssten hier die Boote über einen gut 200 m langen Fußweg nach rechts auf den Zweigkanal innerhalb des Osnabrücker Hafens umgetragen werden. Allerdings muss dann noch die Haster Schleuse umtragen werden; ab Samstagmittag ist hier Feierabend und kleine Boote werden sowieso kaum geschleust.

Ausnahmeregelung: Eine andere Möglichkeit, die sich nur im Rahmen der Osnabrücker City-Tour bietet, ist das kurze Umtragen des nächsten Wehres, welches sich auf einem Firmengelände befindet, das normalerweise nicht betreten werden darf. Dank der Genehmigung der Firmenleitung können aber die vielen Boote der City-Tour hier noch einmal umgetragen werden, so dass die Fahrt auf der Hase fortgesetzt werden kann. Auf diese Weise kann das gesamte Stadtgebiet Osnabrücks mit nur zwei, wenn auch spektakulären Umtragen auf dem Wasserweg bewältigt werden. Am Ende der Tour rollert man dann die letzten 300 m auf eigenem Bootswagen zum Bootshaus, oder man fährt noch zwei Kilometer weiter, trägt dann 20 m in den Stichkanal um, und gelangt auch so direkt zum Bootshaus.

Ausklang mit Buffet: Da niemand sein Auto vom Start zurückholen muss, kann nun gleich der gemütliche Teil der Veranstaltung beginnen. Während der Verköstigung von der Kuchentheke (mit selbstgebackenen Kuchen) oder vom Grill, wahlweise auch ein vegetarischer Gemüseeintopf, können schon die nächsten Touren, z.B. die Fahrt auf der Düte am nächsten Tag, besprochen werden.

Fazit:

·       Die Teilnehmer_innen können 19 Flusskilometer unbeschwert paddeln ohne 15 km mit dem PKW vom Ziel zum Start zu fahren, zeitintensives Wiederholen der Fahrzeuge entfällt;

·        Mit einem Bus und wenigen PKWs werden die bis zu 80 Personen, Boote und Ausrüstung transportiert;

·         Nach der Tour können alle Teilnehmenden sofort das after-paddling genießen

·       Nachhaltig heißt beim WSV natürlich auch, biologisch angebaute Lebensmittel zu verwenden, vegetarische Speisen und selbstgebackene Kuchen anzubieten und ausschließlich Mehrweggeschirr zu verwenden.


Damit das alles reibungslos funktioniert, werkeln viele Helferinnen und Helfer vor und während der Tour im Hintergrund, damit sich die Gäste rundum versorgt fühlen!



4. Osnabrücker City-Tour - in Bildern